Complete Recording of Braunfels’ String Chamber Music
“Analysis obviously cannot seize the essence. […] If my music has meaning, it does not lie in the musical material itself, but beneath it: in the artistic approach and its relationship with my world view.” (Walter Braunfels).
Walter Braunfels wrote his first two string quartets in 1944; they were followed after the war by the String Quintet (1946/47), the Third String Quartet (1946/47), and the new Final Movement composed for the latter (1953). All these works meet the highest standards in terms of transparent voice leading, closely knit polyphony, and boldly expanded tonal harmony. In 1933 he was dismissed from all posts, regardless of his merits, because he was half Jewish. Braunfels was restored to his post of director at Cologne Conservatory in 1945. . Braunfels was swimming against the tide: profoundly rooted in the Classical-Romantic tradition, his style was deemed inconvenient in the face of prevalent postmodern tendencies in the first years after the war.
Gesamteinspielung der Streicher-Kammermusik
„Mit Analysen ist es ja nicht getan, … wenn mein Schaffen eine Bedeutung hat, so liegt sie nicht im Material an sich, sondern in der künstlerischen Anschauung, in ihrer weltanschaulichen Bezogenheit, die hinter dem Material steht“ (Walter Braunfels).
Mit der Gesamteinspielung der Streicherkammermusik von Walter Braunfels verneigt sich das in Köln beheimatete Minguet Quartett vor eben jenem Komponisten, der in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen speziell in Köln das Ausbildungspotential werdender Musiker entscheidend geprägt hat.
Nachdem der derzeit hochgeschätzte und gefeierte Komponist und Pianist dem Ruf des Kultusministeriums gefolgt war, in Köln die zweite Preußische Musikhochschule zu gründen, wirkte er ebenda von 1925 bis 1933 als Präsident und Hochschullehrer. Dann entließ man ihn, den Halbjuden, aus allen seinen Ämtern, ungeachtet seiner bisherigen Verdienste.
Der Geächtete ging in die innere Emigration und zog nach Überlingen am Bodensee. Erschien das ‚geistige Exil‘ noch irgendwie ertragbar, folgte das endgültige Aus 1938; öffentliche Konzerte wurden per Dekret untersagt. Diese Blockade bedeutete totale Beschränkung künstlerischer Arbeit und Entzug jenes zeit- und raumerschließenden Resonanzbodens, dessen schaffende Musiker so notwendig bedürfen.
„Da Köln der Sitz sowohl des Quartetts als auch des Funkhauses und des Labels ist, schien es allen Beteiligten mehr als naheliegend und an der Zeit, diesem in den Jahren 1925–1933 für die Stadt so bedeutenden Komponisten und Pädagogen, der später ebenda viel Leid und Häme ertragen musste, mit einer Komplettaufnahme ein klingendes Denkmal zu setzen.“ (Ausschnitt aus dem Booklettext von Ute Jung-Kaiser)